Furor
Auszug Spielzeitheft:
Ministerialdirigent Heiko Braubach steht mitten im Wahlkampf. Er kandidiert für das Amt des Oberbürgermeisters. Da überfährt er einen drogenabhängigen Jugendlichen, der als Schwarzfahrer auf eine Straßenbahn springen will. Braubach ist unschuldig, das steht laut Polizeibericht fest. Obskure und sehr dunkle Internetforen sehen das aber anders. Der Politiker entschließt sich zu einem Besuch bei der Mutter des 18-jährigen Enno, der beinamputiert auf der Intensivstation liegt. Er will helfen und dank seines gesellschaftlichen Einflusses für Ennos Zukunft einiges in die Wege leiten. Ein Ausbildungsplatz steht ganz oben auf seiner Wohltätigkeitsliste. Da taucht der 30-jährige Neffe der Mutter auf. Ein Loser auf ganzer Linie, abhängig von einem Subunternehmen, welches sich nicht um den Mindestlohn schert.
Der »Wutbürger« legt gleich los. »Politiker rettet Junkie das Leben«, sei ganz klar »Lügenpresse « und Braubach sei ein »Volksverräter «. Dafür soll er jetzt zahlen. Ein liberaler Politiker zu Gast bei den Losern dieser Gesellschaft. Die Fronten sind verhärtet. Eine Kommunikation schier unmöglich. Ist eine Katastrophe zu verhindern ? »Das Stück ist für mich wie ein Flugsimulator für das gestörte Verhältnis zwischen Bürger und Politik. Gekonnt lassen Hübner und Nemitz diese Welten schonungslos aufeinanderprallen. Der Alltag kippt ins Dramatische. Besonders interessiert mich die aufkommende Hoffnung von Jerome, einem jungen Mann, der in diesem Unglück seine Freiheit sucht«, erklärt Regisseur Simon Dworaczek.
Ort
Stadttheater Ingolstadt
Datum
November 2019
Ensemble
- Simon Dworaczek - Regie
- Maike Häber - Bühne, Kostüm
- Jörg Reissner - Musik
- Gabriele Rebholz - Dramaturgie
- Alexandra Nack - Regieassistenz
- Manuela Weilguni - Produktionsleitung
- Bernadette Wildegger - Theatervermittlung
- Jan Gebauer - DarstellerIn
- Jan Beller - DarstellerIn
- Victoria Voss - DarstellerIn
Vorberichte
Die Wut auf das System - Ein Vorbericht
Kulturkanal Ingolstadt - Podcast
Echo
Donaukurier
Starkes Spiel!
Simon Dworaczek hat "Furor" im Ingolstädter Studio eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die Premiere am Freitagabend wurde lange beklatscht.
Regisseur Simon Dworaczek hat das alles mit großer Präzision in Szene gesetzt. Vor allem die kippeligen Momente, die Stimmungswechsel, die kurzzeitig Nähe vorgaukeln, um dann in Brutalität umzuschlagen, die atmosphärischen Spannungen, die bisweilen ins Surreale driften, meistert sein Ensemble grandios.
Hate Speech, Diffamierungen von Politikern, Radikalisierung, reale Anschläge: Natürlich denkt man als Zuschauer die Wirklichkeit stets mit. Das Stück bietet dafür keine Lösungen. Es entlässt das Publikum mit einer diffusen Beunruhigung über unsere Gesellschaft und mit vielen Fragen. Was kann Theater Besseres tun?
Kulturkanal Ingolstadt - Podcast
Große Schauspielkunst!
Simon Dworaczek hat diese menschliche Differenzierung sehr schön herausgearbeitet, so dass der Zuschauer nicht so leicht sein gedankliches Zustimmungshäkchen für die eine oder die andere Position machen kann.
Augsburger Allgemeine Zeitung
Regisseur Simon Dworaczek macht das Gewölbe des Studios im Herzogkasten zum Echoraum für die kruden Thesen zu kurz gekommener Wutbürger. Seine Darsteller bemühen sich mit höchstem körperlichen Einsatz, zu zeigen, wie der Mut der Verzweiflung von Losern sich in kriminelle Energie sich selbst ermächtigender Rächer verwandeln kann.
Publikumsstimmen
Leserbrief von Aylina Weiss (veröffentlicht in der Augsburger Allgemeinen Zeitung)
Meines Erachtens verstehen und interpretieren Sie das Stück falsch (…) Es kritisiert ein aktuelles Thema der heutigen Gesellschaft und zeigt deutlich, wohin die Unterschiede einzelner Gesellschaftsschichten (…) führen können.
Leserbrief von Aylina Weiss